So wählt & verwendet Ihr die richtige Wärmeleitpaste!
Oft unterschätzt und doch extrem wichtig: Die Wärmeleitpaste sorgt für eine gute Wärmeübertragung und hält so die hitzigen Komponenten im Computer auf angenehmen Temperaturen. Ohne Wärmeleitpaste geht im Gaming PC nichts. Doch was macht die Wärmeleitpaste eigentlich genau und welche Wärmeleitpaste ist für welchen Zweck die Beste? Alles in unserem Ratgeber!
Was ist Wärmeleitpaste?
Wärmeleitpaste (oft: WLP) ist eine dickflüssige Paste, die zwischen einem Kühler und einer Hardwarekomponente verwendet wird, um die Wärmeleitfähigkeit zu verbessern. Die Wärmeleitpaste gleicht kleine Unebenheiten im Kühler und dem Heatspreader/Die eines Prozessors aus und verbindet somit die Hitzequelle mit dem Kühler. Wärmeleitpaste braucht Ihr in Eurem PC überall, wo beim Zusammenbau ein Kühler montiert wird. Im Standardfall ist das also nur der Prozessor. Solltet ihr aber bei Eurer Grafikkarte einmal den Kühler wechseln oder eine Wasserkühlung nachrüsten, muss auch der Grafikchip mit Wärmeleitpaste versehen werden, bevor der neue Kühler montiert wird. Auch für Mainboard-Chipsätze und zum Teil auch für Speicherblöcke lässt sich Wärmeleitpaste verwenden, wenn ein Kühler vorhanden ist oder montiert werden kann. Oft wird hier aber auch Wärmeleitkleber verwendet.
WLP gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen: Beliebt sind vor allem silikon- und thermoplastisch basierte Pasten, aber auch „Liquid Metal“ ist gerade groß im Gespräch. Hier habt Ihr also die Qual der Wahl – verwenden könnt Ihr alle Wärmeleitpasten, für das optimale Kühlergebnis, gerade für Übertakter, muss aber das richtige Derivat gewählt werden.
Die beste Wärmeleitpaste für jeden Zweck
Generell lässt sich sagen: Für Normalanwender ist jede Wärmeleitpaste ausreichend. Die im Handel erhältlichen Pasten verrichten alle Ihren Dienst und der Temperaturunterschied zu höherpreisigen Pasten ist nicht so extrem, das es im unteren Office- und Gamingbereich auffallen würde. Im besten Fall kann eine gute WLP die Temperatur um ca. 10°C senken. Für einen Prozessor, der nicht übertaktet wird und auch nicht durch bessere Kühlleistung profitiert (siehe Intel Skylake+ / AMD Ryzen+ Generationen), reicht also auch die günstigste WLP aus.
Extrem effizient: Liquid Metal
Wollt Ihr das Optimum aus Eurem luft- oder wassergekühlten PC herausholen, lohnt sich „Liquid Metal“-Wärmeleitpaste. Die Pasten auf Flüssigmetallbasis haben eine extrem gute Wärmeleitfähigkeit. So hat die Coolaboratory Liquid Pro zum Beispiel eine Wärmeleitfähigkeit von 80W/mK, während die altbekannte Arctic Silver-Paste nur eine Wärmeleitfähigkeit von 9W/mK besitzt. Das Auftragen gestaltet sich aber deutlich schwieriger, da die Paste sehr dünnflüssig ist und kaum auf dem Heatspreader der CPU haftet, wenn dieser nicht mit Alkohol und mitgeliefertem Schleifpapier vorbereitet wird. Achtung: Manche Liquid-Metal Pasten dürfen nicht zusammen mit bestimmten Metallen (z.B. im Kühler) verwendet werden.
Unser Tipp: Liquid Metal Wärmeleitpads können einfach zugeschnitten werden und haben nur minimal geringere Wärmeleitfähigkeit.
Günstig & gut: Bewährte Wärmeleitpasten
Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte und eine möglichst einfache Anwendung wünscht, der kann mit den altbekannten silikon-/kunststoffbasierten Wärmeleitpasten nichts falsch machen. Besonders beliebt sind hier die Gelid Extreme, Prolimatech PK-2/3, Alpenföhn Schneekanone, Arctic MX-4 und auch die Noctua NT-H1. Diese liefern deutlich bessere Werte ab als die meisten Konkurrenzprodukte.
Was sind Wärmeleitpads?
Wärmeleitpads sind die „feste“ Form von Wärmeleitpaste. Hier wird ein Pad, das recht genau auf die meisten Chips passt, einfach aufgelegt und beim Montieren des Kühlers festgedrückt. Damit ist die Arbeit zwar deutlich einfacher als mit Wärmeleitpaste und Spatel/Pinsel, Pads haben aber auch entscheidende Nachteile: Sie sind meist viel zu dick und übertragen deswegen auch die Hitze schlechter. Außerdem ist das Entfernen von Wärmeleitpads mitunter eine Qual, da die Pads an den Rändern des Chips herausquellen und viele umliegende Teile mit verkleben. Für Standardanwender und Office-/Multimedia PCs sind Wärmeleitpads aber eine schnelle und einfache Alternative.
Eine interessante Neuerung sind Liquid Metal Wärmeleitpads: Die hauchdünnen Metallblättchen können mit einer Schere in Form geschnitten werden und schmelzen durch die Wärme des Prozessors zu Liquid Metal Wärmeleitpaste. Diese Variante besitzt eine extrem gute Wärmeleitfähigkeit, ist aber leider auch recht teuer.
Was ist Wärmeleitkleber?
Wie der Name schon sagt, klebt Wärmeleitkleber – anders als die Wärmeleitpaste – den Kühler auf der zu kühlenden Komponente fest. Für die meisten privaten Anwendungszwecke ist der Wärmeleitkleber also die falsche Wahl und erschwert Wartungs- / Aufrüstarbeiten am eigenen Computer. Was, wenn der CPU-Kühler oder der Prozessor gewechselt werden soll?
Wärmeleitkleber kann jedoch hervorragend dafür verwendet werden, Kühlkörper auf zum Beispiel Speicherblöcke einer Grafikkarte oder ungekühlte Chipsätze zu kleben, falls diese zu sehr unter der Hitze leiden.
Wie Wärmeleitpaste auftragen? So geht’s!
Beim Auftragen der Wärmeleitpaste scheiden sich die Geister. Grob lässt sich die Diskussion in zwei Lager einteilen: Die einen bevorzugen die „Klecks-in-die-Mitte“-Methode, die anderen die „Spatel-Schicht“-Methode. In beiden Fällen ist das Grundprinzip das gleiche: Es soll gerade so viel aufgetragen werden, dass der Heatspreader (silberne Metallfläche) des Prozessors mit einer dünnen Schicht bedeckt wird. Ist die Schicht zu dick, wird die Wärme nicht effektiv genug übertragen – gerade Übertaktern gehen hier ein paar wertvolle Grad Celsius verloren. Ist die Wärmeleitpasten-Schicht zu dünn, werden eventuell nicht alle Unebenheiten ausgeglichen und es kommt zu Hitzestaus. Die CPU wird ungleichmäßig gekühlt und wird im schlimmsten Fall sogar unbrauchbar. Nachdem Ihr die Wärmeleitpaste aufgetragen habt, solltet Ihr recht schnell den Kühler anbringen, um Verunreinigungen und Austrocknen der Paste zu vermeiden.
Die beiden beliebtesten Methoden im Überblick:
Wärmeleitpaste auftragen – „Klecks-in-die-Mitte“-Methode:
Ein etwa Reiskorn- bis Erbsen großer Klecks Wärmeleitpaste wird auf die Mitte des Heatspreaders gesetzt. Dann wird der CPU-Kühler montiert und gleichmäßig angezogen – die Wärmeleitpaste wird durch den Anpressdruck in alle Unebenheiten gedrückt, die den Hitzetransfer zwischen Prozessor und Kühler beeinträchtigen könnten.
Vorteil:
- einfach & schnell
Nachteil:
- Dosierung sehr schwierig
- Evtl ungleichmäßige Verteilung
Wärmeleitpaste auftragen – Spatel-Schicht-Methode:
Wer es lieber etwas genauer haben möchte, der sollte die bewährte Spatelmethode verwenden: Eine dünne Schicht Wärmeleitpaste wird mit einem Spatel/Pinsel/Q-Tip gleichmäßig auf dem Heatspreader verteilt, sodass der gesamte Heatspreader bedeckt ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, trägt hier eine Schicht bis zur Kante des Heatspreaders auf und achtet auf gleichmäßige und vollständige Verteilung der Paste.
Vorteil:
- Garantiert gleichmäßig
- deutlich sicherer
Nachteil:
- Dosierung: meist zu viel WLP
- mehr Aufwand
Durch Software wie „Open Hardware Monitor“ lässt sich checken, ob Ihr den Kühler korrekt angezogen und genügend Wärmeleitpaste verwendet habt. Werden hier bei den einzelnen Kernen des Prozessors unter Last große Unterschiede bei den Temperaturwerten angezeigt? Bei mehr als 10°C Unterschied solltet Ihr noch einmal nachbessern.
Die richtige Menge Wärmeleitpaste – Wie viel ist zu viel?
In aller Regel reicht eine hauchdünne Schicht Wärmeleitpaste bzw. weniger als ein erbsengroßer Klecks WLP für einen Prozessor. Hier macht Übung den Meister. Wer neu in der Thematik ist, kann ruhig etwas mehr Paste verwenden. Wichtiger als ein bis zwei Grad Temperaturunterschied ist hier das Wohl der teuren Hardware.
Wie oft muss Wärmeleitpaste erneuert werden?
Wärmeleitpaste hält mehrere Jahre problemlos und muss nur erneuert werden, wenn sie eingetrocknet ist und damit die Wärmeleitfähigkeit stark abgenommen hat. Am besten lässt sich das herausfinden, wenn man die Temperaturen seines Computers kennt (zum Beispiel mit Open Hardware Monitor). Ist die Prozessortemperatur deutlich höher als bei neuer WLP, kann ein sogenanntes „Repasting“ Wunder wirken.
Wärmeleitpaste entfernen – So geht’s am einfachsten
Gerade bei Fertig-PCs werden gerne Wärmeleitpads verwendet, die beim Umbau eine extreme Sauerei hinterlassen und sich nur schwer entfernen lassen. Generell genügt zum Entfernen von Wärmeleitpaste einfach ein saugfähiges Taschentuch/Küchenrolle. Noch besser geht es mit Isopropanol, das Ihr in jeder Apotheke bekommen könnt. Das Isopropanol verdampft schnell und beschädigt die Komponenten nicht. Dazu benetzt Ihr einfach ein Tuch mit Isopropanol und wischt den Heatspreader der CPU gründlich ab. Bestenfalls solltet Ihr sowohl den Heatspreader der CPU als auch den CPU-Kühler vollständig von der alten Wärmeleitpaste entfernen, bevor Ihr neue WLP auftragt.